Wie schießt man richtig?
Eine richtige Schusstechnik gehört neben der Zieltechnik zu den wichtigsten Dingen, die ein Bogenschütze beherrschen muss. Doch was versteht man eigentlich unter Schusstechnik? Die Schusstechnik ist ein immer gleicher und reproduzierbarer Ablauf der Bewegung. Hat man sich erst einmal einen falschen Ablauf eingeprägt, ist es sehr schwierig, Fehler im Nachhinein zu korrigieren. Daher ist es unerlässlich, sich gleich zu Beginn eine korrekte Schusstechnik anzueignen.
Die Ziel- und Schusstechnik
Wir möchten dir hier zeigen, worauf du achten musst und welche Abläufe zur Schusstechnik gehören. Die bereits oben angesprochene Zieltechnik hilft dem Schützen dabei, die Entfernung richtig einzuschätzen und den Schusswinkel zu bestimmen. Im Groben kann man sagen, dass bei einer guten Schusstechnik der Pfeil in der Horizontalen wenig Abweichung zeigt. Beherrscht man zudem eine vernünftige Zieltechnik, gibt es wenig Streuung in der Vertikalen. Der richtige Schuss ist also immer ein Zusammenspiel aus Schuss- und Zieltechnik.
Der richtige Stand
Beim Bogenschießen gibt es grundsätzlich zwei Arten, richtig zu stehen: den parallelen Stand und den offenen Stand.
Der parallele Stand

Der parallele Stand ist für die meisten Schützen wohl der einfachste und zugleich der beste Stand. Dabei stehen die Füße schulterbreit nebeneinander, direkt im 90-Grad-Winkel zum Ziel. Legt man nun einen Pfeil vor die Fußspitzen, sollte der Pfeil direkt auf das Ziel zeigen.
Nicht immer kann der parallele Stand problemlos eingenommen werden. In solchen Fällen kommt der offene Stand zum Tragen. Mit ein wenig Übung sollte jedoch in den meisten Fällen der parallele Stand möglich sein.
Der offene Stand

Wie die Bezeichnung bereits vermuten lässt, steht man beim offenen Stand nicht exakt im 90-Grad-Winkel zur Scheibe, sondern leicht geöffnet. Das bedeutet, dass der Körper und die Füße etwa 30 Grad zur Scheibe gedreht sind. Würde man in diesem Fall einen Pfeil vor die Füße legen, würde der rechte Fuß den Pfeil berühren. Der linke Fuß steht etwa 15–20 Zentimeter vom Pfeil entfernt.
Die richtige Körperhaltung
Man unterscheidet grundsätzlich zwei Körperhaltungen, abhängig davon, welchen Bogen man schießt. Schießt man einen Recurvebogen oder einen Langbogen, wird jeweils eine andere Körperhaltung eingenommen.
Bei beiden Positionen ist darauf zu achten, dass der Kopf immer im rechten Winkel zum Bogen steht. Wird der Langbogen beim Schießen leicht angewinkelt, muss auch der Kopf im selben Winkel mit geneigt werden.
Schießen mit Langbögen
Beim Schießen mit einem traditionellen Langbogen ist es notwendig, diesen leicht anzuwinkeln. Das ist erforderlich, da traditionelle Bögen keine Pfeilauflage besitzen und der Pfeil nur so sicher über den Handrücken geschossen werden kann. Durch den leicht abgekanteten Bogen liegt der Pfeil sicher.
Um den Stand korrekt einzunehmen, gehst du leicht in die Knie und beugst den Oberkörper leicht nach vorne. Die Füße und Beine stehen parallel zueinander.
Schießen mit Recurvebögen
Im Gegensatz zu traditionellen Bögen verfügen sportliche Recurvebögen über eine große Pfeilauflage. In diesem Fall kannst du eine aufrechte Position einnehmen. Die Füße und der Oberkörper stehen parallel zum Ziel. Ein leicht gekanteter oder angewinkelter Bogen ist hier nicht nötig, da der Pfeil sicher auf der Pfeilauflage liegt.
Wird der Schütze von der Seite betrachtet, sollten der Körper, der Bogenarm und der sich im Auszug befindliche Arm ein „T“ bilden.
Der Bogenarm
Der Bogenarm ist der Arm, der den Bogen hält. Dabei sind drei wichtige Aspekte zu beachten: die korrekte Stellung der Bogenhand, das Durchstrecken des Arms und das lockere Halten des Bogens mit den Fingern.
Die Bogenhand richtig positionieren
Die Bogenhand wird leicht gebeugt. Sowohl traditionelle Bögen als auch sportliche Recurvebögen werden mit einem leicht angewinkelten Handrücken gehalten. Das ist notwendig, da der Bogen nicht fest umgriffen wird, sondern locker auf dem Druckpunkt der Handwurzel liegt. Dieser Druckpunkt befindet sich direkt unter dem Daumen.
Achte darauf, dass der Bogenarm durchgestreckt bleibt, und umgreife den Bogen nicht fest mit den Fingern, um eine stabile und genaue Schussausführung zu gewährleisten.
Der Ellenbogen ist gestreckt
Wenn der Bogen voll ausgezogen ist, ist es empfehlenswert, den Arm vollständig auszustrecken und nicht anzuwinkeln. Ein durchgestreckter Arm bietet eine höhere Stabilität und sorgt dafür, dass der Schuss leichter reproduzierbar ist. Ein angewinkelter Arm kann niemals zu 100 % identisch nachgebildet werden, was die Genauigkeit und Konsistenz des Schusses beeinträchtigen kann.
Die Finger an der Bogenhand
Viele Einsteiger im Bogensport neigen dazu, den Bogen beim Schussablauf fest zu greifen, als ob er ihnen gestohlen werden könnte. Das Problem dabei ist, dass der Bogen dadurch verzogen wird und sich nicht richtig an die Schussrichtung anpassen kann. Der Bogen sollte nur lose auf dem Druckpunkt an der Handwurzel liegen.
Die Finger sollten maximal locker auf das Mittelstück aufgelegt werden. Wird der Bogen ausgezogen, kann er sich so automatisch in Richtung des Schusses ausrichten. Mit einem festen Griff ist dies nicht möglich.
Der Auszug des Bogens
Bevor es in den Vollauszug geht, wird der Bogen zunächst leicht gespannt, was man als „in die Vorspannung gehen“ bezeichnet. Dabei wird der Bogen etwa zu 30 % ausgezogen. Nach ein paar Sekunden in dieser Position geht es in einer durchgehenden Bewegung in den Vollauszug bis zum Ankerpunkt. Dieser Übergang sollte fließend und ohne Unterbrechung erfolgen.
Im Folgenden zeigen wir dir zwei Möglichkeiten, den Bogen richtig auszuziehen. Egal für welche Methode du dich entscheidest, im Bewegungsablauf bis zum Vollauszug bewegen sich ausschließlich die Arme. Beine, Kopf und Rücken bleiben fest in Position.
Bogen wird dauerhaft aufrecht gehalten
Bei dieser Methode wird der Bogen bereits auf der Höhe der eigentlichen Schussposition gehalten. Das bedeutet, dass auch die Vorspannung auf der endgültigen Höhe der Schussposition stattfindet. Schützen, die instinktiv schießen, könnten hierbei Probleme haben, da die Pfeilspitze während des gesamten Schussablaufs im Blickfeld bleibt.
Bogen wird vorerst unterhalb vor den Körper gehalten
Bei dieser Methode wird der Bogen zunächst mit gestrecktem Bogenarm nach unten auf Hüfthöhe gehalten. Hier findet auch die Vorspannung statt. Erst danach wird der Bogen in einer fließenden Bewegung in den Vollauszug gebracht und gleichzeitig in die Schussposition gehoben.
Der Ankerpunkt

Der Ankerpunkt ist ein ganz bestimmter Bereich am Gesicht, der im Vollauszug und vor dem Abschuss durch die Schusshand berührt wird. Meistens berührt der Mittel- oder Zeigefinger den Ankerpunkt. Der eigentliche Ankerpunkt befindet sich unterhalb des Wangenknochens. Auch das Ankern am Mundwinkel ist möglich.
Welche Finger und welche Position letztendlich gewählt werden, hängt stark von der eigenen Anatomie ab. Generell ist jedoch anzumerken, dass ein kleinerer Abstand zwischen Auge und Pfeil vorteilhaft ist. Neben den Fingern kann alternativ auch ein sogenannter Kisserbutton verwendet werden.
Die Rückenspannung
Nachdem der Ankerpunkt gefunden wurde, heißt es, die Rückenspannung aufzubauen. Einfach ausgedrückt bedeutet das, dass die Bogenhand, die Zughand und der Ellenbogen in eine einheitliche Linie gebracht werden. Anfangs wird sich der Ellenbogen wahrscheinlich noch nicht in der richtigen Position befinden. Dieser muss daher nach hinten in Richtung Rücken gestreckt werden. In dieser Position wird die Sehne nicht nur gehalten, sondern auch auf Spannung gebracht.
Es gibt viele Erklärungsversuche, die Rückenspannung im Bogensport richtig zu erklären. Meiner Meinung nach lässt sich das am besten wie folgt definieren: Ziehe den Bogen aus und belasse dabei die Hand am Ankerpunkt. So bewegt sich der Ellenbogen automatisch in Richtung Rücken und bildet eine Linie mit der Bogen- und Zughand.
Das Lösen des Pfeiles
Beim Lösen des Pfeils handelt es sich, im Gegensatz zu den anderen Abläufen, um eine passive Tätigkeit. Man hört einfach auf, etwas zu tun. Konkret bedeutet das, die Spannung zu lösen, die die Finger gekrümmt hält und die Sehne fixiert. Das Einzige, was man also tun muss, ist die Finger zu entspannen. Das klingt einfacher, als es letztendlich ist. Der gesamte Körper steht unter Spannung, und man hat im Vollauszug das Zuggewicht des Bogens auf den Fingern.
Es kann hilfreich sein, die Hand beim Lösen ein wenig in die entgegengesetzte Richtung des Pfeilfluges zu bewegen. Wie weit die Hand bewegt wird, ist von Schütze zu Schütze unterschiedlich und daher sehr individuell.
Fazit
Die richtige Schusstechnik und Zieltechnik sind essenziell für den Erfolg im Bogensport. Ein wiederholbarer und korrekter Bewegungsablauf vermeidet Fehlschüsse. Der bewusste Stand, ob parallel oder offen, sowie die korrekte Körperhaltung sorgen für Stabilität und Präzision.
Bei Langbögen und Recurvebögen sind ein durchgestreckter Bogenarm und ein lockerer Griff wichtig, um Verziehungen zu vermeiden und die Schusskonstanz zu verbessern. Ein individueller Ankerpunkt und die richtige Rückenspannung führen zu präzisen Schüssen. Das Lösen des Pfeils erfordert entspannte Finger, um den natürlichen Bewegungsablauf nicht zu stören.
Zusammengefasst entstehen perfekte Schüsse durch das harmonische Zusammenspiel von Technik, Haltung und Konzentration. Mit Übung und Aufmerksamkeit auf diese Aspekte kann jeder Bogenschütze seine Fähigkeiten stetig verbessern.
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